die randschau
- Zeitschrift für Behindertenpolitik
- Die 90er Jahre: eine neue Redaktion
- Zeitschrift einer Bewegung
- Krüppeltopia und ganz reale Bedingungen
- Von Singer & Co bis Kunst und Kultur
- Bewegung im Wandel & Eine neue Redaktion und das Ende einer Ära
Krüppeltopia und ganz reale Bedingungen
Die Erscheinungsweise des Blattes war zunächst, wie bei der Vorgängerredaktion, 5 bis 6 mal jährlich. Um die aufwendigen Redaktionssitzungen zu begrenzen, wurde ab 1994 die Zahl der Hefte auf vier pro Jahr reduziert, im Gegenzug jedoch die Seitenzahl erhöht. Etwa zeitgleich wurde ein Trägerverein mit dem schönen Namen „krüppeltopia“ gegründet, der primär den Vertrieb und die Geschäftsbeziehungen der Zeitschrift auf eine halbwegs geordnete Grundlage stellen sollte, aber auch als möglicher Träger für weitere behindertenpolitische Projekte gedacht war.

Von den Produktionsbedingungen her gesehen war die Arbeit der Redaktion (trotz vereinzelter Versuche, neue Geldquellen zu erschließen und die Zeitschrift zu professionalisieren) ein klassisches Beispiel für Selbstausbeutung. Darin unterschied sich die randschau nicht grundsätzlich von vielen anderen Projekten, die das Modell eines weitgehend selbstbestimmten, aber strukturell prekären Arbeitens praktizierten.
Jede Ausgabe der randschau enthielt ein (manchmal auch zwei) Schwerpunktthema, daneben aber immer auch Beiträge zu verschiedenen, nach Möglichkeit aktuellen Themen. Die Redaktion plante während ihrer Treffen die Schwerpunkte und konzipierte das aktuelle Heft. Die dazu bei möglichen AutorInnen angefragten Beiträge auch wirklich zu bekommen, gelang in unterschiedlichem Ausmaß – oft entschied letztlich doch der Zufall, welche Artikel ins Blatt kamen.
In der Anfangszeit der neuen Redaktion waren die Schwerpunkte überwiegend jene Themen, die die behindertenpolitische Szene von Beginn an beschäftigt hatten: der Angriff auf die materiellen Grundlagen selbstbestimmten Lebens, die Infragestellung des Lebensrechts von Minderheiten durch zunehmende Akzeptanz von eugenischem und sozialdarwinistischem Gedankengut, behinderte Frauen, aber auch der Zustand der Szene selbst.